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10. März 2016

Ich liebe diesen Wind,...


Ich liebe diesen Wind,
diesen weiten verwandelnden Wind, der dem Frühling vorangeht,
ich liebe das Geräusch des Windes und seine ferne Gebärde,
die mitten durch alle Dinge geht als wären sie nicht.
 ...

(Rainer Maria Rilke)




Foto: Hella Kiss





8. Dezember 2012

Schicksal...


Man muss nie verzweifeln,
wenn einem etwas verloren geht,
ein Mensch, oder eine Freude oder ein Glück;
es kommt alles noch herrlicher wieder.
Was abfallen muss, fällt ab;
was zu uns gehört,
bleibt bei uns,
denn es geht alles nach Gesetzen vor sich,
die größer als unsere Einsicht sind
und mit denen wir nur scheinbar
im Widerspruch stehen.
Man muss sich selber lieben
und an das ganze Leben denken,
an alle seine Millionen Möglichkeiten,
Weiten und Zukünfte,
dem gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.


(Rainer Maria Rilke)







Das allein macht glücklich, wenn wir uns unserer Rolle bewußt werden,
 und sei sie noch so unbedeutend.
(Antoine de Saint-Exupéry)


Ich habe beschlossen, glücklich zu sein, weil es besser für die Gesundheit ist!
(Voltaire)




Herzlichst

Hella K.




23. September 2012

Ich lerne sehen ...


:

Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen,wo es sonst immer zu Ende war. Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wußte. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht. (…) Ich lerne sehen. (…) zum Beispiel, (…) wieviel Gesichter es gibt. Es gibt eine Menge Menschen, aber noch viel mehr Gesichter, denn jeder hat mehrere. Da sind Leute, die tragen ein Gesicht jahrelang, natürlich nützt es sich ab, es wird schmutzig, es bricht in den Falten, es weitet sich aus wie Handschuhe, die man auf der Reise getragen hat. Das sind sparsame, einfache Leute; sie wechseln es nicht, sie lassen es nicht einmal reinigen. Es sei gut genug, behaupten sie, und wer kann ihnen das Gegenteil nachweisen? Nun fragt es sich freilich, da sie mehrere Gesichter haben, was tun sie mit den andern? Sie heben sie auf. Ihre Kinder sollen sie tragen. Aber es kommt auch vor, daß ihre Hunde damit ausgehen. Weshalb auch nicht? Gesicht ist Gesicht. 
:

Auszug aus: Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910).



Foto: © Hella Kiss - All Rights Reserved


Herzlichst


Hella K.



28. August 2011

Was mich bewegt...



Man muss den Dingen 
die eigene, stille, 
ungestörte Entwicklung lassen, 
die tief von innen kommt, 
und durch nichts gedrängt 
oder beschleunigt werden kann; 
alles ist austragen - 
und dann gebären…

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt 
und getrost in den Stürmen 
des Frühlings steht, 
ohne Angst, 
dass dahinter kein Sommer kommen könnte. 
Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen, 
die da sind, 
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, 
so sorglos, still und weit … 

Man muss Geduld haben, 
gegen das Ungelöste im Herzen, 
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, 
wie verschlossene Stuben, 
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache 
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.

Wenn man die Fragen lebt, 
lebt man vielleicht allmählich, 
ohne es zu merken, 
eines fremden Tages 
in die Antwort hinein.



(von Rainer Maria Rilke aus „Briefe an einen jungen Dichter")




Einen feinen Sonntag!


Hella K.






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